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Salzburger Trilog

Salzburger Trilog 2023: Lösungen für eine polarisierte Welt

„Die Welt steht vor großen politischen, wirtschaftlichen, demografischen und ökologischen Herausforderungen. Zudem leben wir in einer zerrissenen Welt. Umso wichtiger ist es, Menschen zu verbinden und Brücken der Verständigung über Kulturen und Grenzen hinweg zu bauen.“ Mit diesen Worten eröffnete Liz Mohn den diesjährigen Salzburger Trilog.

33 Expert:innen aus der Politik, Wirtschaft und Kultur aus 17 Ländern waren der Einladung der Präsidentin des Liz Mohn Centers in die Mozartstadt gefolgt. Im Mittelpunkt stand die Frage, in welchen Bereichen es vor dem Hintergrund der internationalen Herausforderungen wieder zu mehr sachbezogenem Dialog kommen kann.

Liz Mohn wies in ihrer Eröffnungsrede darauf hin, dass die Welt sich ständig im Wandel befinde. „Wir erleben wieder einen Umbruch in der Welt, allerdings einen Umbruch ohne Aufbruch. Einen Umbruch mit vielen Krisen und Konflikten. Während sich vor 30 Jahren durch weitgehend friedliche Revolutionen der Ost-West-Konflikt auflöste, sollen heute Grenzen mit Gewalt verschoben werden (…). Dass wir uns mit dieser Situation nicht abfinden wollen, zeigen wir mit dem Salzburger Trilog. Hier möchten wir Menschen zusammenbringen.“

Die Globalisierung war in den letzten Jahrzehnten ein bestimmendes Element der Diskussionen beim Salzburger Trilog, wobei die Anzahl der Krisen und Konflikte ständig zugenommen hat: denken wir an den Krieg gegen die Ukraine, die weltweite Corona-Krise, den internationalen Terrorismus, die grenzüberschreitende Kriminalität und die stark zunehmende Cyber-Kriminalität.

Vor diesem Hintergrund stellte sich die Frage, wie eine internationale Zusammenarbeit überhaupt noch funktionieren könne. Deswegen war das Thema aktueller denn je: „International Cooperation in a Polarized World – In Search for a Contemporary Structure“.

Moderiert wurde die Diskussion von dem österreichischen Altkanzler Wolfgang Schüssel. Er betonte, dass das Vertrauen insbesondere in Politik und Medien auf einen neuen Tiefpunkt gefallen sei und die Polarisierung der Gesellschaft zunehme.

Lehren aus der Vergangenheit und Pläne für die Zukunft

Im Zuge eines intensiven Gedankenaustausches diskutierten die Teilnehmer:innen über die Unsicherheit und Gefahren, aber auch die Chancen und Möglichkeiten, die von einer stärkeren Digitalisierung mit ihren ambivalenten Auswirkungen wie Fake-News und künstlicher Intelligenz ausgehen.

Auch die Lehren, die aus der Corona-Pandemie gezogen werden können, waren Teil der Gespräche. Eine erste Erkenntnis: Die internationale Ordnung brauche dringend Reformen. Die alte Ordnung sei noch nicht gestorben – eine neue noch nicht geboren. Daraus würden sich Unsicherheiten und Volatilitäten ergeben, die zunehmend in Konflikten mündeten. Ein Zurück zur alten Ordnung könne und werde es nicht geben. Darauf müssten alle Überlegungen für eine neue Struktur der internationalen Beziehungen fußen. Besonders Europa und die USA müssten sich ehrlicher mit der Frage auseinandersetzen, wie sie vom Rest der Welt wahrgenommen werden. Es werde immer wichtiger sein, die Position des Gegenübers zu verstehen. Kunst und Wissenschaft könnten hier als Ausgangspunkt dienen. Viel mehr als auswärtige Kulturpolitik benötige die Welt einen echten internationalen kulturellen Austausch.

Elemente einer zeitgemäßen Struktur gestalten

Der Systemkonflikt zwischen den USA und China überschattet zunehmend die internationale Ordnung. Die Teilnehmer:innen waren sich darüber einig, dass Europa eine aktivere Rolle spielen könne und solle. China sei nicht nur dabei, seine Ideologie zu exportieren, sondern auch anderen Ländern als Best-Practice-Beispiel für wirtschaftliche Entwicklung zu dienen. Das Narrativ der USA als „shining city on the hill“ sei schon seit Jahren nicht mehr haltbar. Zukünftige Narrative, auch in westlichen Ländern, sollten durch positive Elemente angereichert werden. Wir bräuchten keine administrativen Catch Words, sondern positives Storytelling. „Ermutige das Beste, entmutige das Schlechteste und pack es in verständliche Worte“, stellte eine Teilnehmerin fest.

Kinder und Jugendliche beachten

Auch die junge Generation rückte häufig in den Fokus der Diskussionen. Junge Menschen, vor allem in der Klimabewegung, haben in den vergangenen Jahren einen zunehmenden Druck auf die Institutionen aufgebaut. Die Teilnehmer:innen waren sich darüber einig, dass die junge Generation zukünftig stärker in den gesellschaftlichen Austausch mit einbezogen werden sollte. Ansonsten drohe eine fortschreitende Erosion der Demokratie, welche die Stabilität bedrohe. Liz Mohn sagte dazu: „Wir sollten den jungen Menschen zuhören und sie mit ihren Sorgen und Wünschen ernst nehmen.“

Internationale Politik benötigt Leadership

In der Diskussion wurde außerdem herausgearbeitet, dass Führung und Pionierarbeit in der aktuellen internationalen Lage unerlässlich sind. Entsprechend müsse internationale Politik Lehren aus der Führungsforschung übernehmen. Dabei solle nicht gewartet werden, bis eine dominante Macht Vorschläge für eine neue Gesamtordnung entwickele. Vielmehr könnten Vorreiter in einzelnen Bereichen eine wichtige Rolle spielen.

Ansprechpartner:innen

Dr. Jörg Habich
Sabine Fornefeld